Donnerstag, 16. Januar 2014

Cai Cay und Valle Sagrado

Ich kann es garnicht glauben, wie UNGLAUBLICH SCHNELL 5 Monate rum sein können, wenn man so eine tolle Zeit hat!!! Jetzt ist schon mein letzter Tag in Cai Cay und es fühlt sich so an, als wäre meine Ankunft in Cusco und Weihnachten gestern gewesen!!! Morgen steige ich schon ins Flugzeug nach Hause.... Deshalb ist jetzt, so traurig ich darüber bin, Zeit für meinen letzten Blogeintrag aus Peru.

Die letzten zwei Wochen, die ich ja in Cai Cay verbracht habe, vergingen wie im Flug. Cai Cay ist ein kleines Dorf in den Anden, etwa eine halbe Stunde von Cuscos Stadtgrenzen entfernt. Hier wird sehr viel Ackerbau betrieben. Und die Landschaft ist, wenn man ein bisschen wandert, mit dem Auenland vergleichbar ;) 
Als wir - Charly, Flo, Peter und ich - am ersten Tag ankamen, wurden wir herzlich vom Projektpatron Ernesto empfangen und haben mit ihm zu Mittag gegessen, während er uns über unser Projekt informiert hat. Frühstück ist um 9, Mittagessen um 1 und Abendessen um halb 7. Unsere Köchin heißt Gloria und kocht echt lecker, ist aber eher so der schweigsame Typ ;) Ihre kleine Tochte Pati (Patricia) ist total süß und ihre ältere Tochter Vanessa, die schon 16 ist, hilft uns manchmal im Projekt. Das Essen besteht Mittags, sowie Abends aus einer Suppe mit Reis, Kartoffeln, Nudeln oder anderem Gemüse drin und dazu einem Hauptgericht, der auch nochmal aus Reis und Kartoffelgericht, Nudeln mit Soße oder ähnlichem besteht; an Kohlenhydraten fehlt es uns hier also keinesfalls :D
Da die Kinder im Moment 3 Monate Sommerferien haben, müssen wir nicht morgens in der Schule arbeiten, sondern nur Nachmittags von 3 bis 5. Montags bis Mittwochs spielen wir mit den Kindern im Projekthaus, das bei uns im Garten ist. Es wird gemalt, gepuzzelt, gebastelt, Lego gebaut, gelesen, Englisch gelernt und bei gutem Wetter draußen ein bisschen Seilchen gesprungen oder Ball gespielt. Donnerstags ist Spiel- und Sport- Tag auf dem Bolzer mit angrenzendem Spielplatz und Freitags schauen wir einen Film; letzte Woche zum Beispiel Dschungelbuch; das war total schön =) Nach dem Projekt werden die Kinder, die übrigens so zwischen 2 und 16 Jahre alt sind, in eine Liste eingetragen und müssen Zähne putzen. Was oft auffällt ist, dass sich kleine Kinder von erst ca 8-12 Jahren häufig um ihre ganz kleinen, teilweise heulenden, 2-4 jährigen Geschwisterkinder kümmern müssen; Eltern haben wir außer Gloria noch nie zu Gesicht bekommen. Die Kinder (auch die ganz kleinen) spielen ohnehin von früh morgens bis spät abends ohne Betreuung auf der Straße... Viele Kinder sind sehr ungepflegt, tragen dreckige Kleider, stinken teilweise sogar ein bisschen, haben Karies und Zahnprobleme. Oft tun die einem wirklich sehr leid.. Trotzdem sind fast alle totale Frohnaturen und freuen sich total mit uns zu spielen und Zeit zu verbringen! Wenn ich wieder zu Hause bin werde ich auf jeden Fall mal versuchen ein bisschen alte Kinderkleidung ins Projekt zu schicken! Es gibt auch ein paar Kinder, wahrscheinlich aus den wohlhabenderen Familien, die in Cusco zur Schule gehen. Diese sehen viel ordentlicher aus, man sieht den Unterschied, welches Kind einer wohlhabenderen Familie angehört... Jedenfalls sind die Kinder sehr froh uns zu haben; wenn keine Freiwilligen da sind gibt es auch kein Projekt. Es ist schön wenn sich mal jemand um sie kümmert und sie knuddelt; manche wollen aber wirklich die ganze Zeit in den Arm und getragen werden, meist die mittelalten Mädels. Das Projekt macht wirklich Spaß, irgendwann gewöhnt man sich daran, dass immer irgendwer am Bein hängt, dass "Senorita Elena" aus allen Ecken tönt und dass man auch manchmal ein böses Wort an die Kinder richten muss wenn sie nicht hören wollen. Man kann den Kindern so viel geben, vor allem weil sie ja von ihren Eltern scheinbar nicht viel Aufmerksamkeit erfahren; das ist echt ein gutes Gefühl =)
Außerhalb vom Projekt beschäftigen wir uns mit Kartenspielen, lesen, Musik und Hörspiele hören, quatschen, Film gucken, spazieren gehen oder Spanisch lernen.
Das Wetter ist besser als in Cusco; mehr Sonne und weniger Regen (meistens regnets nachts), sodass man auch gut draußen sein kann =)




"unser" Garten

Hauptstraße Cai Cay

Plaza de Armas

Pati, Glorias Tochter

Yeselin und Alexander

Senor Pitel

die Mädels beim Zähneputzen






unser Zuhause in Cai Cay

Charly mit Yeselin

Peter beim Englischunterrichten




die Zwillinge MariLuz und MariCarmen



Willkommen im Auenland!

http://www.youtube.com/watch?v=Sorn-3DHTC8

Gollum ;)














Gruppenfoto, ware aber nicht alle da ;)












Chao Cai-Cay-Crew und Ernesto!!! <3

Film-Tag


Jetzt komme ich noch zum letzten Wochenende. Eigentlich wollte ja Alexandra aus Arequipa kommen und mit mir eine Ruinentour machen, sie hatte aber leider ein Problem mit ihrem Aufenthaltsvisum zu dessen Lösung sie ihren Reisepass abgeben musste und ihn nicht rechtzeitig wiederbekommen hat :( Als wir Freitag Abend aus Cai Cay zurückkamen, haben Charly, Flo und ich uns erstmal ein leckeres Essen bei unserem Lieblings Restaurant "Jacks Cafe" gegönnt. Außerdem habe ich Touren fürs Wochenende gebucht und wir haben uns noch was an die Plaza gesetzt.
Am Samstag bin ich dann auf die "Moray"-Tour aufgebrochen. Mit großem Reisebus und einer demnach großen Gruppe ging es los; erster Stopp war ein kleines Dorf, wo uns eine Frau gezeigt hat, wie die Alpaka-Wolle verarbeitet und gefärbt wird. Danach haben wir uns die Ruinenanlage "Moray" angeschaut. Diese besteht aus kreisförmig angelegten Terassen, die den Inkas als landwirtschaftliches Versuchszentrum dienten. Da es in den tiefer gelegenen Terassenkreisen wesentlich wärmer als in den höheren war, konnten sie Produkte aus 4 verschiedenen Klimazonen anbauen! Unser Guide war cool, wir haben einen Kreis gebildet, in den Himmel geschaut und an unsere Wünsche gedacht, während wir durch unsere verbundenen Hände die negativen Energien in positive umgewandelt haben. Danach haben wir "Pachamama" gerufen, was Mutter Erde heisst; diese wurde bei den Inkas angebetet; sie stand für Fruchtbarkeit. Nach Moray sind wir zu den "Salineras" gefahren. Das sind Salzterassen an einem Berghang, die wohl auch schon von den Inkas genutzt wurden. Gespeist werden sie aus einem Salzwasser-Bach, der aus den Bergen kommt und dessen Herkunft nicht ganz sicher geklärt ist. Er könnte zum Beispiel von einem in einem Berg eingeschlossenen Salzwasserreservoir kommen. Der Salzgehalt ist höher als der vom Meerwasser.
Am Sonntag ging es auf eine Ruinentour durchs Valle Sagrado - das heilige Tal der Inkas. Das Tal, das von einem Fluss durchzogen wird ist WUNDERSCHÖN! Dank des guten Wetters konnte man die Berge bestaunen und sogar ein paar Gletscher, rund um den Salkantay. Fast den ganzen Tag war ich mit einem sehr netten jungen Paar aus Lima unterwegs :) Als erstes fuhren wir nach Pisac, wo ich ja schonmal auf dem Markt war. Dieses Mal fuhren wir jedoch in Serpentinen rauf auf einen Berg, an dessen hängen ein archäologisches Zentrum liegt. Die Ruinen von Pisac waren toll gelegen und beeindruckend; leider hatten wir aber nicht besonders viel Zeit hier :/ Danach sind wir in einem Dorf gehalten, wo uns die Produktion von Silberschmuck erläutert wurde, die hier um Cusco auf Hochtouren läuft. Silberschmuck hat hier übrigens 950 Karat, nicht wie bei uns nur 925, und ist sehr günstig. Nach dem Mittagessen, wo ich mich mit einem netten Franzosen unterhalten habe, den ich von der Samstags-Tour kannte, ging es weiter nach Ollantaytambo. Hier liegen die Ruinen direkt am Berghang über der kleinen Stadt. Sie wirkt total märchenhaft, da an den Bergen viele bunte Blumen wachsen und eine Moos-artige Pflanze, total verwunschen. Die Anlage hat mir, obwohl sie natürlich nicht so beeindruckend und unglaublich war, eigendlich genauso gut gefallen wie Machu Picchu, keine Ahnung wieso :D Die Steine für den Bau des Tempels wurden übrigens von einem anderen Berg runter und diesen Berg wieder hoch transportiert, weil der Stein des anderen Bergs haltbarer ist; und man bedenke, dass die Inkas noch nicht das Rad kannten! In den umliegenden Bergen haben wir natürliche Formationen, die wie Inka-Köpfe aussahen beobachet und in strömendem Regen eine Ursprungsform des Chakana- oder Anden- Kreuzes am Sonnentempel bestaunt. War super schön! Nach Ollantaytambo hieß unsere letzte Station des Tages Chinchero, wo ebenfalls einige Steinterassen waren, die aber nicht besonders beeindruckend waren. Das Highlight hier war eine Kirche, die auf den Mauern eines alten Inka-Tempels erbaut wurde. Innen bestehen Decke und Wände größtenteils aus Holz und sind wunderschön mit Naturfarben angemalt: Muster aus hiesigen Pflanzen und Tieren. Aufgrund der herrschenden Düsterkeit und der Atmosphäre des modernden Verfalls ein absoluter Place to be! Leider durfte man innen keine Fotos machen :( Als wir die Anlage verliessen war es schon dunkel und wir haben nur nochmal schnell bei einer Alpaka-Verarbeitungs-und-Färbungs-Erläuterung vorbeigeschaut, die aber lustiger war als die gestern. Die Frau hat total eintönig den Text runtergerattert, der aber viele Witze enthielt :D Abends gab es dann einen Spieleabend, bevor es am Montag wieder hiess: Auf nach Cai Cay!



Moray






Valle Sagrado

Pisac






der saß beim Mittags-Stopp nen halben Meter vom Busfenster entfernt =)




Ollantaytambo



Chakana


neue Freunde aus Lima 

mit dem Franzosen von Samstag


Chinchero




Da dies mein letzter Blogeintrag ist, gibt es jetzt noch ein paar Peru-Facts:

1. Häuser: Ganz ganz viele Häuser hier sind unfertig, sehen aus wie Rohbauten. Warum? Für ein fertiges Haus muss man höhere Steuern bezahlen.

2. Käfer: Hier in Cusco gibt es MASSENWEISE VW-Käfer. Die meisten sehen aus als wären sie viele Jahrzehnte alt, einige wenige sind aber auch gut in Schuss. Mein Spanischlehrer hat mir erzählt, dass man hier einen Käfer für 600-1200 EURO erstehen kann!!!!!

3. Bus: Wenn ich wieder in Deutschland bin, wird es seeeehr komisch sein Bus zu fahren. Das ist nämlich hier eine Sache für sich. Man fährt in winzigen Bussen, manchmal sogar in sog. Colectivos: kleinen Lieferwagen, in die Sitze reingebaut wurden. Steht man an der Haltestelle, so werden einem von den Bus-Typen, die die Türen aufreissen wie von Marktschreiern ihre Routen angeboten. Möchte man aussteigen, so ruft man "baja", bezahlt 70 Centimos (das sind knapp 20 Cent), egal wieviele Haltestellen man gefahren ist, und springt bei hoffentlich komplett angehaltenem Bus aus der Tür.

4. Taxi: Auch das Taxifahren läuft hier anders als in Deutschland. Jeder kann sich hier mal hin und wieder Taxifahren leisten. Für etwa 25Minuten zahlt man ca. 2,50Euro. Damit man nicht übers Ohr gehauen wird, wird VORHER der Preis verhandelt. Wenn der einem nicht passt, dann nimmt man eben das nächste Taxi. Die offiziellen Taxen sind meist kleine, ruckelnde, ziemlich kaputt aussehende "Plastikautos", in der Hoffnung, keinen Unfall zu bauen. So ein Auto hält sicherlich NICHTS aus. Die Taxifahrer haben es zu ihrer Hauptbeschäftigung gemacht, ständig zu hupen; zugegebenermassen hier in Peru, genau wie in Ecuador gibt es absolut den Grund zu hupen und zwar ständig; sie hupen jedoch auch völlig unnötig, zum Beispiel wenn die Autoschlange vor ihnen zum stehen kommt.

5. Geld: Dass hier Geld gefälscht wird und im Umlauf ist, ist ja nichts neues. In den letzten 2 Wochen ist es aber tatsächlich 2 anderen und mir passiert, dass ein falscher Hunni aus dem GELDAUTOMAT kam!!!! Wir sind also in die Bank um den Umzutauschen aber nichts da, wir wurden unfreundlich angepampt, dass das unmöglich sei. Absolut unmöglich. Leider gibt es in Peru das Sprichwort "der Kunde ist König" nicht, das stellt man immer wieder fest... Service ist oft = 0. Münzenfälschungen jedenfalls interessieren keinen, die laufen wie normales Geld. Aber die 100 Sol sind jetzt leider verlorenes Geld... :(

Last but not least möchte ich noch meinen Dank an ein paar Leute aussprechen, die diese wunderbaren 5 Monate zu dem gemacht haben, was sie waren :)
Danke Papa und Opi, dass ihr mir die Reise ermöglicht habt!
Danke Mama, Papa, Resa, Detta und Marius und meiner ganzen Familie, dass ihr mich habt gehen lassen, interessiert meinen Blog gelesen habt und mich mit den neusten Infos von zuhause versorgt habt <3
Danke Marius, für die vielen Kleinigkeiten die du ständig für mich geregelt hast :***
Danke Manu, für die 4 tollen Monate!
Danke an meine Gastfamilie auf Galapagos, die mich so herzlich aufgenommen hat!
Danke an Alexandra, für die ganze Hilfe, du warst immer für mich da, egal was es war :*
Danke an all die coolen Leute, die ich in Quito, Galapagos und auf der Reise kennengelernt habe!
Und letztendlich natürlich auch noch vielen Dank an die tollen Leute in Cusco, die meinen letzten Monat versüsst haben ;) Hier natürlich einen besonderen Dank an meine Cai Cay Crew: Charly, Flo und Senor Pitel <3
Danke auch an alle meine Freunde, die meinen Blog gelesen haben und den Kontakt gehalten haben :)
Ich hatte eine wunderbare und unvergessliche Zeit Dank euch allen =)